Unsere Ankunft in Rojava

15.12.2018

Endlich haben wir die Nachricht erhalten: „Morgen geht es für die Ersten los!“ Ohne Probleme kommen wir am nächsten Tag in Rojava an. Wir scheinen wohl noch sehr angestrengt von der Aufregung zu wirken, denn sobald wir ins erste Auto steigen, lacht uns der Fahrer fröhlich an und fragt: „How are you?“. Erst in dem Moment realisieren wir, dass wir endlich an unserem Ziel, Rojava, angekommen sind und können erleichtert antworten „Fine!“.

Mit kurdischer Musik fahren wir im Dunkeln über matschige Wege zu einem Ankunftspunkt, wo wir uns mit Suppe aufwärmen können. Danach werden wir bei Freundinnen untergebracht, um dort die Nacht zu verbringen. Doch der Schlaf währt nicht lange, es geht los zu unserem Ziel und nach einem starken Chai geht es weiter durch die Nacht. Trotz der Dunkelheit können wir sehen, wie flach unsere Umgebung ist. Nur die großen Städte sind zu erkennen, sonst wirkt, das was wir von Rojava sehen können, eher dünn besiedelt. Während der Fahrt kommen wir an zahlreichen Checkpoints vorbei, wo wir, im Vergleich zu Bashur und dem wohl größten Teil der Welt, die örtlichen Sicherheitskräfte (Asayish) freundlich grüßen. Ein doch noch ungewohntes Gefühl zu wissen, dass die Sicherheitkräfte, die unser Auto kontrollieren, unsere Genoss*innen sind.

Auf der Fahrt durchqueren wir auch Qamishlo. Einige Straßenzüge, sowie ein nahegelegener Flughafen, sind noch in der Hand des Regimes. Sie sind mit Metallkreuzen abgesperrt. Erst letztes Jahr gab es hier einen Anschlag mit einem LKW, durch den mehrere Häuser komplett zerstört wurden. Seitdem konnten viele Angriffe durch die Asayish verhindert werden, erzählen uns die Freundinnen.

Die ersten Tage unserer Reise verbringen wir in Heseke. Auch hier hat das Regime in wenigen Stadteilen noch den Fuß in der Tür. Frei bewegen können wir uns aus Sicherheitsgründen außerhalb unseres Grundstücks nicht. Nur kurze Strecken laufen wir zu Fuß, ansonsten werden wir gefahren. Heseke sei ein bisschen „tevli heft“ (durcheinander) erzählt uns die Vertreterin der Asayîsa Jin. Das liegt auch daran, dass neben vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die in Heseke aufeinander treffen, es auch immer noch Menschen gibt, die dem Regime nahe stehen. Das erzeugt viele Spannungen.

Trotz der Sicherheitslage fühlen wir uns sehr wohl und können an unserem Schlafplatz mit dem Blick über die Stadt zur Ruhe kommen. Neben einem Ort des Zusammentreffens finden hier auch Bildungen zur Jineoloji statt. Es gibt eine Bibliothek und Arbeitsräume zur persönlichen Weiterbildung. Gerade an einem umkämpften Ort wie hier, erscheint es wichtig zu sein Räume zur Diskussion zu schaffen.

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