Eine unserer Reden von gestern, 21.2.2020
Kurz nach einer weiteren rassistischen Tat in diesem Staat…
Der Anschlag von Hanau war mörderisch, feige, rassistisch und frauenfeindlich.
Er ist das Gegenteil von dem, wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Das Gegenteil von einer Gesellschaft, in der Solidarität und Gewaltfreiheit die obersten Prämissen sind.
Rassistische Gewalt ist ein Produkt einer Gesellschaft, in der Männlichkeit mit Dominanz, Vorherrschaft und Macht gleichgestellt wird.
Aus feministischer Perspektive sehen wir, dass die Ideologien des sogenannten Islamischen Staates und von Anhängern rechter Gruppen, trotz ihrer unterschiedlichen Ziele, viel gemeinsam haben.
Basierend auf Macht, Intoleranz gegenüber unterschiedlichen Identitäten, Sexismus und gewaltverherrlichenden Methoden zielen sie darauf ab, auf Autorität und Kontrolle basierende, einfarbige Gesellschaftssysteme aufzubauen.
Ihnen gemeinsam ist die Auslöschung der vielen Farben und Töne, die unserer Gesellschaft zur Demokratie verhelfen.
Diese Morde sind damit eine Absage an eine vielfältige Gesellschaft für Alle und so muss unser Protest dagegen ein breiter und er muss auch ein internationalistischer sein.
Denn zur Solidarität mit den Ermordeten und ihren Angehörigen gehört für uns als internationalistische Feminist*innen auch, dass wir die rassistischen Angriffe in Zusammenhang setzen mit der Politik der Bundesregierung.
Denn die Waffenexporte in die Türkei, der EU-Türkei-Deal, das Ersaufen lassen im Mittelmeer – all das ist eine Politik, die auch dazu führt, dass solche Taten wie die in Hanau möglich werden.
Wir sind also wütend, weil die politischen Verantwortlichen in diesem Land sich nicht nur außenpolitisch ekelhaft verhalten, sondern sich auch innenpolitisch rechten Netzwerken und Rechtsterrorismus nicht entschieden entgegen stellen:
Der NSU, der Anschlag von Halle, der Mord an Walter Lübcke und nun der Terroranschlag in Hanau sind das Ergebnis einer staatlichen Politik, welche sich auf dem rechten Auge blind stellt.
Die politische Rhetorik der AfD und ihre Verharmlosung durch die Medien und Politiklandschaft bereiten den Nährboden für den rechten Terror in Deutschland.
Bundesminister Seehofer beschreibt heute Rassismus als Gift und fordert schärfere Sicherheitsvorkehrungen.
Doch diese Sicherheitsvorkehrungen sind nichts was uns zufrieden stellt oder beruhigt.
Die Trauer, die die Bundesregierung in solchen Momenten ausdrückt ist Hohn, wenn an anderen Stellen das Asylrecht ausgehebelt wird, viele rassistische Morde ohne Konsequenzen bleiben, racial profiling alltäglich ist und kurdische Aktivist-innen kriminalisiert werden.
Und noch ein Punkt ist für uns als Frauen und Queers wichtig:
Fester Bestandteil der Ideologie dieser Mörder und Attentäter ist eine tiefsitzende Frauenfeindlichkeit.
Der Täter brachte in seinem Bekennerschreiben seine sexuellen Frustrationen zum Ausdruck, da er nie eine intime Beziehung zu einer Frau aufbauen konnte.
Ob AfD, Seehofer, Maaßen und Merz, ob Trump, Erdogan oder der Attentäter von Hanau. Sie alle eint, dass sie auf die eine oder andere Art und Weise eine Stimmung schüren, die Gewalt gegen Frauen und Minderheiten ermöglicht.
Unser Widerstand ist deswegen feministisch, antifaschistisch und internationalistisch.
Wir möchten allen Angehörigen der Opfer unser tiefstes Beileid bekunden. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten ihnen.
Unsere Wut gilt dem System.
Und unsere Hoffnung allen widerständigen Kräften.
Für die Freiheit, für das Leben und gegen den rassistischen Normalzustand!